Slaps and Beans 2

Ist der Leser über 30 wird er an zwei bärenstarken und vor allem urkomischen Halunken nicht vorbeigekommen sein. Die Rede ist selbstredend von Bud Spencer und Terrence Hill. Die beiden wurden vor sechs Jahren in Slaps and Beans das erste mal in Pixelkunst in alter Beat’m’Up-Manier verewigt und machten dabei gar nicht mal so eine schlechte Figur. Nun liegt der Nachfolger Slaps and Beans 2 vor und möchte uns mit einigen Verbesserungen begeistern. Damit niemand einen „Nulldurchblick“ haben muss, gehen wir der PS5-Version ordentlich an die Nieren und beim Nintendofans.de-Test, „da hilft nicht mal ein Waffenschein“!

Bisschen Wut ist gut für’s Blut!

So spricht Bud, der Dicke in Mexico. Ein bisschen Wehmut packt den eingefleischten Bud Spencer und Terrence Hill Fan, wenn er sich die Klassiker nochmal durch die Mattscheibe jagt. Entweder in Form einer satten DVD-Kollektion oder dank Dauerbeschallung durch Kabel1 und RTLII. Der gute Bud verstarb zwar 2016, aber sein Andenken wird noch von sehr vielen Menschen, vor allem in Deutschland, hochgehalten. Die Filme katapultieren einen auch, wie kaum etwas anderes, mit der Härte einer Backpfeife in die Vergangenheit, in die gute alte Zeit. Wo die Familie noch gemütlich vor dem Fernseher saß und einer dieser meist komplett sinnbefreiten Keilereien frönte. Ob das jetzt alles so jugendfrei sei, hat man sich in Anbetracht der massiven Blödelei und dem unsterblichen Gag-Gewitter kaum gefragt, viel mehr ließ man einfach mal Fünfe gerade sein. Dafür stehen die Filme der beiden Haudegen sinnbildlich.

Umso unglaublicher eigentlich, dass erst vor sechs Jahren das dazu passende Videospiel erschien. Die Pixeloptik unterstrich den Retro-Charakter, die Musik war einfach original und die Schellen und Dampframmen so wuchtig, wie man es gern hat. Aber wo war die Synchronisation? Wo war die Replayability? Auch wenn das Spiel alle Fans zufrieden gestellt und vor allem der Respekt vor der Vorlage erstaunt hat, war es spielerisch am Ende nur besseres Mittelmaß. Jetzt wurde über Kickstarter tatsächlich ein Nachfolger finanziert und dieser verspricht, was alle Sequels versprechen: Höher, größer, weiter! Stimmt das denn auch?

Ich halte seit hundert Jahren mein Idealgewicht!

Man schaltet Slaps und Beans 2 an und es tritt der eben beschriebene Effekt ein. Die Welt und ihre Probleme wiegen plötzlich gar nicht mehr so schwer und alles was man zum Leben braucht sind ein paar saftige Ohrfeigen und eine Pfanne voller Bohnen. Dafür sorgen vor allem die Töne der Original-Komponisten. Die Tunes sind derart real geblieben, dass es eine wahre Freude ist. Soweit so gut, also Schwierigkeitsgrad ausgesucht, für Bud oder Terrence entschieden und direkt ins Spiel gestartet. Man befindet sich auf dem Meer und es tobt ein übliches Wortgefecht zwischen den beiden ungleichen Helden der Geschichte. Doch plötzlich haut es dem Spieler eine Delle in die Gewürzgurke – man hat sich nicht lumpen lassen und dem Spiel eine deutsche Synchronisation spendiert. Natürlich kann man nicht mehr auf die Originalstimmen zurückgreifen, zum einen aus Rechte-Gründen und zum anderen, weil die Sprecher mittlerweile auch verstorben sind. Man hat es aber mit absoluten Hochkarätern der deutschen Synchronbranche zu tun und so kommen die Sprüche, Altbekannte und auch Neue, deftig, würzig, gut. Das Haar im Bohneneintopf suchend, könnte man sagen, dass die Texte mehr abgelesen, als wirklich gelebt werden, aber es ist allemal eine willkommene Verbesserung im Vergleich zum Erstling.

Richtig toll gefällt die Einbindung der verschiedenen Settings, welche man genau so aus den Filmen kennt. Das erste Level kennt man allerdings aus einem Bud Spencer Solo-Film, Terrence war also ursprünglich gar nicht dabei, aber das wird ja den geneigten Prügelfan kaum stören. Bud brawlt sich durch Fabriken, Lagerhäuser, eine Bownlinghalle, durch Chinatown und innerhalb der drei bis vier Stunden bekommt man einiges zu sehen.

Bud und Terrence haben jeweils einen leichten, schnellen Angriff und einen Wuchtigen. Dazu können sie blocken und kontern, wie auch Rennattacken ausführen. Bud kann seine Gegner als trag- und werfbare Waffe tragen, während Terrence akrobatische Kampfeinlagen an Erhöhungen darbieten darf. Zwischendurch müssen die beiden sich auch helfen, da einige Gameplaypassagen nur mit Teamwork zu meistern sind. Das macht vor allem im Multiplayer Spaß, wo jeder einen der beiden steuert. Noch wilder wird es im neuen Minigame-Modus, wo man mit bis zu vier Spielern die Partyspiele aus der Hauptstory nachspielen kann. Endlich ist so auch die Chorszene, samt der Doppelgänger, spielbar!

Ein blindes Huhn trinkt ja auch mal’n Korn!

Bis jetzt macht das Spiel alles richtig und der Fan frohlockt ob einer kongenialen Film-to-Game-Umsetzung. Leider patzt das Spiel aber genau an seinem Gameplay-Kern. Die Keilerein sind nämlich nicht halb so befriedigend wie bei den Genrekollegen Streets Of Rage 4, Double Dragon Gaiden oder Shredder’s Revenge. Das hat leider auch sehr viele Gründe. Zum einen ist die Vielfalt der Gegner nicht besonders groß. Fast alle Gegner sehen innerhalb eines Levels gleich aus und sie kommen in Scharen. So geht schnell die Übersicht flöten, was auch dadurch verstärkt wird, dass einem das Spiel nicht genug Feedback gibt, wer gerade in welcher Weise getroffen wurde. Auch ob man selber gerade eher am Aussteilen oder Einstecken ist, erkennt man nur am ausreichend langen Energiebalken, aber nicht so sehr an der Handlung an sich. Da macht man gerade eine grandiose Teamattacke, aber weiß gar nicht wieso, weshalb, warum und gegen wen. Nun könnte man argumentieren, dass ja genau das auch in den Filmen abgefeiert wird, wo regelmäßig Tumulte ausbrechen, aber das richtige Kampfgefühl will sich einfach nicht einstellen. Zwischen den Kämpfen kommt es immer wieder zu kleineren Schiebe- und Schalterrätseln, für die aber hin und wieder die Hinweise fehlen. So sucht man den Bildschirm ein ums andere mal nach einer Interaktionsmöglichkeit ab und das Spiel gerät so völlig unnötig ins Stocken. Ein echter Stimmungskiller bei einem Beat’m’Up.

Sieht aus wie Bohnen, schmeckt auch wie Bohnen, sind Bohnen!

Auf der optischen Seite ist Slaps and Beans 2 als solide zu bezeichnen. Die Pixeloptik ist ein nettes Stilmittel, das symbolisiert: hier ist alles alt und das ist auch gut so. Leider verhält es sich mit der Grafik aber leider exakt wie mit den Filmen selbst, denn eine Augenweide waren sie mit ihren grobkörnigen Bildern noch nie, auch wenn sie dennoch einiges an Charme und Schauwerten zu präsentieren hatten. So bleiben auch die Pixel hinter ihren Möglichkeiten, wenn man beispielsweise mit einer aktuellen Pixelgröße wie Sea of Stars vergleicht. Es fehlt schlichtweg am Detailreichtum und die Zeichnungen der Gegner sind noch plumper, als ihre Realvorbilder. Hinzukommt, dass das Bild immer mal wieder rauszoomt um ein größeres Areal überblicken zu können. Das sieht dann schon auf der Playstation 5 nicht mehr ganz so aus, führt aber bei der Switch-Version zu Framerate-Einbrüchen, die bei den Anforderungen eigentlich nicht sein müssten. Das muss am Ende niemanden deutlich stören, denn andererseits atmet das Spiel einfach den Charme der Klassiker und wird Fans genau damit zu begeistern wissen. Die Sounds beispielsweise stimmen 1a und könnten den Filmen entnommen sein. Beim Dampfhammer gongt es und bei den Schellen klatscht es übertrieben.

Fazit:

Slaps and Beans 2 ist ein Spiel für Bud Spencer & Terrence Hill Fans. Als Beat’m’Up funktioniert das Spiel, durch Gameplaymängel und Unbersichtlichkeit, maximal solide und bleibt hinter den Genregrößen weit zurück. Dies wirds aber mit einer gehörigen Portion Film-Charme wieder abgemildert. Der Soundtrack der Original-Komponisten, die vollständige Synchronisation, die lustigen Sounds und die schlichte Pixelgrafik geben das Flair von damals sehr gut wieder und vor allem im Coop- oder Partygamemodus mit Freunden holt das Spiel noch etwas raus. Kaufempfehlung, wenn ihr Schellen und Bohnen liebt, ansonsten eher nicht.

PRO
100% Bud und Terrence Feeling!
Original Musik
Synchronisation

CON
Kämpfen fehlt die Wucht
Unübersichtliche Momentebr> Sehr schlichte Grafik

Grafik 7
Sound 9
Story 6
Humor 10
Multiplayer 7.5

Gesamt 7