Avatar Frontiers of Pandora (Playstation 5)

Avatar Frontiers of Pandora (Playstation 5)

Die ersten beiden Filme aus dem Avatar-Universum von James Cameron gehören längst zu den erfolgreichsten Kinofilmen aller Zeiten. Längst Zeit wurde es also, dem Universum ein Videospiel zu spendieren, das seinem Vermächtnis gerecht wird. In diesem Offtopic Test für die Playstation 5 widmen wir uns ausführlich Ubisofts Avatar Frontiers of Pandora und lassen euch wissen, ob in diesem Spiel mehr als eine malerische Kulisse steckt!

Auf dem Mond Pandora

Ihr schlüpft in die blaue Haut eines drei Meter großen Na‘vi, zugehörig der Bewohner des Mondes Pandora. Doch werdet ihr nicht einfach in einen der Stämme der Mondvölker geboren und dort groß, sondern erwacht auf der Forschungsstation der RDA, nachdem ihr als Kind entführt wurdet und dort für die Zwecke des irdischen Militärtrupps instrumentalisiert werden sollt. Die RDA ist nämlich die Ressources Development Administration und will auf dem Mond Pandora den wertvollen Rohstoff Unobtanium fördern und via Avatar-Programm mehr über die blauen Alien-Bewohner und ihre Lebensweise erfahren. Damit auch ihr aussagekräftiger dazu werdet und überhaupt etwas von der farbenfrohen Welt Pandoras seht, kommt es recht zügig zum ersten Showdown.

Es folgt ein Angriff, in welchem die Na’vi Rebellen die Forschungseinrichtung stürmen und ihr entkommt. Sogleich beginnt euer Abenteuer Pandora zu erkunden und der RDA die Stirn zu bieten, was euch komplett in einem First-Person-Erlebnis dargereicht wird.

Nachdem ihr euch mit den Na’vi verbündet habt, die zu eurer Rettung beigetragen haben und auch bekannte Gesichter wiederseht, meistert ihr eine Story-Quest nach der anderen, die euch Pandora näher bringt. Ihr müsst andere eurer Art finden, exotische Pflanzenfrüchte mit heilender Wirkung beschaffen, Sammelaufgaben erledigen, die z.B. mystische Ahnen-Fähigkeiten in euer Repertoire bringen und natürlich den ein oder anderen Kampf meistern.

Denn wo sich die monopolistische RDA breit gemacht hat, herrscht Zerstörung und Umweltschädigung. Das schürfen von Rohstoffen sorgt für ein Ungleichgewicht auf Pandora und die Widerstände der Na’vi für einen erhöhten Schusswaffengebrauch der RDA. An dieser Stelle zeigt es sich von Vorteil, dass ihr in der RDA Basis aufgewachsen seid, denn vieles ist vertraut bzw. wird euch durch eine Kampfausbildung vertraut gemacht. Ihr kämpft also klassisch mit Pfeil und Bogen oder Speer oder setzt im Spielverlauf härtere Geschützte wie Schrotflinten, Sturmgewehre oder anderes Utensil ein, um auf Schwachstellen bei Mechs zu zielen, Bohranlagen zu zerstören, Türme zu bezwingen und die RDA Basen nach und nach zu übernehmen.

Diese Tätigkeiten sind zwar zumeist optional, aber nicht völlig belanglos für euren Spielfortschritt, schließlich schaltet ihr zusätzliche Pflanzen- und Tierarten frei, sobald ihr durch Beseitigung der Eindringlinge neuen Raum für die Flora und Fauna auf Pandora schafft. Dies lädt immer wieder zum Verweilen, Staunen und Erkunden ein und erfrischt besonders dann, wenn die Story-Quests sich mager und charakterarm anfühlen. Es kommt nämlich auch regelmäßig vor, dass ihr Schauplätze untersuchen, feindliches Gerät und Computer hacken und immer wieder die gleichen Tätigkeiten ausführen müsst. Dies nutzt sich leider zügig ab und sorgt nur für kurze Zeit für Spannung.

Doch gibt es auch Momente, die emotionsgeladen und aufregend sind, insbesondere, wenn sie mit der Farbpracht der Spielwelt auftrumpfen. Als ihr euren Ikran, den Alien-Flugvogel, der eher einem garstigen Flugsaurier ähnelt, bekommt, eröffnen sich euch ganz neue Möglichkeiten Pandora zu bereisen und der Aufstieg in die Lüfte, während sich wunderschöne Panoramen aufspannen und die Licht- und Schatteneffekte nur so durch euren Monitor strahlen, ist beeindruckend.

Die Kämpfe sind spaßig und sorgen vor allem dann, wenn ihr etwas auf Schleichen und Stealth setzt, für ein befriedigendes Erfolgserlebnis. Gleichzeitig seid ihr auch mit großer Waffengewalt beim Frontalangriff selten overpowert, sodass ihr euch über eure Angriffsstrategie zumindest den ein oder anderen Gedanken machen solltet. Ein Pluspunkt ist hier aber definitiv die Flexibilität im Vorgehen und der Waffenwahl, die per se überschaubar bleibt.

Das Repertoire eines Na’vi

Wer sich ein wenig mit den Avatar auseinandergesetzt hat weiß, dass ihnen ihre Welt heilig ist und sie sie mit aller Macht schützen. So bleibt es auch eurem Krieger nicht vorenthalten eine stattliche Ausrüstung anzulegen, die neben Kleidungsstücken auch diverses Einsatzgerät umfasst. Ihr könnt auf Pandora so einige Male looten. Entweder auf euren Erkundungstouren durch den Dschungel oder in den Basen der RDA in Vorratskästen. Abhängig davon wird euer Na’vi oder das militärische Arsenal gefüttert. Mit der Zeit könnt ihr eure Ausrüstung aufwerten bzw. verbesserte Bögen und anderes Gerät kaufen. Leider gibt es aber wenig Möglichkeiten, unbrauchbares oder veraltetes Equipment zu verwerten. Auch ist euer Inventar nicht sonderlich üppig befüllbar, sodass der Weg zum Lagerplatz zum unliebsamen Dauerlauf wird.

Generell speichert ihr eure Fortschritte im Jagdbuch, was Tier- und Pflanzenwelt anbelangt oder Hinweise zur Ernte der spezifischen Früchte, denn es gibt auch Pflanzen, denen ihr euch anschleichen, die ihr Abschießen oder bei denen ihr nicht zu fest zudrücken dürft. Gesammelte Nahrungsmittel können anschließend am Ofen zu schmackhaften Malzeiten verkocht werden.

Darüber hinaus werden die Haupt- und Nebenquests wie gewohnt im Quest-Log gespeichert, sodass ihr auch zwischen den Quests flexibel wechseln könnt. Die Charaktere, die ihr trefft, die Fähigkeiten, ob Ahnen oder per regulären Upgrades und andere Protokolle werden ebenfalls dokumentiert. Je nachdem, wie stark ihr euch Unterstützung im Spiel wünscht, könnt ihr zwischen dem geführten Modus und dem Erkundungsmodus wählen. Ihr werdet ein unterschiedliches Maß an Hilfestellungen für euer nächstes Questziel erhalten, obwohl der Kompass weiterhin kaum eine Bedeutung erhält, sofern ihr nicht selbstständig Questmarker für eure nächsten Ziele platziert. Auch das aktuelle Ziel kann nur per Na’vi Sicht – ähnlich dem Assassin’s Creed Adlerauge, per R1 sichtbar gemacht werden. Der Weg dorthin, ob klettern, welche Route etc., bleibt euch aber selbst überlassen und kann bisweilen bei dem überwucherten Pandora herausfordern. Beim Thema Herausforderung sei auch gesagt, dass ihr zwischen drei Schwierigkeitsgraden jederzeit wechseln könnt, so wie es euch gefällt.

Das große Highlight des Spiels ist und bleibt aber die Welt, das Erlebnis in der Natur, die verschiedenen Clans, Open World Ereignisse und das schier endlose Erkunden

Was für ein Anblick

Wir haben es wahrscheinlich schon durchblicken lassen, jetzt widmen wir dem Thema dennoch einen eigenen Abschnitt: der Optik! Avatar Frontiers of Pandora ist nämlich an dieser Stelle über jeden Zweifel erhaben. Die Landschaft sieht derart schön und lebendig aus, dass wir aus dem Staunen nicht herausgekommen sind. Die Pflanzenwelt ist besonders, außerirdisch und farbenfroh. Mal seht ihr winzig kleine, kugelige Stachelpflanzen, die euch bei Berührung vergiften, mal sind es große, anmutige Palmen, die im Wind von Pandora wiegen. Manche haben Stacheln, andere riesige Früchte, wieder andere Hängen in 30 Metern Höhe oder leuchten, als hätte man sie mit einer neon-Leuchtstoffröhre ausgestattet. Die Weitsicht ist gigantisch, sobald ihr euch auf einem Schreckenspferd durch die Felder aufmacht oder auf dem Ikran empor steigt. An Lianen könnt ihr euch an steilen Klippen hinaufziehen lassen und wenn ihr achtsam seid, könnt ihr Tiere sogar streicheln. All das ist in höchstem Maße immersiv und ein großes Vergnügen anzusehen, denn die wunderschöne Optik wird durch fast durchgängige 60 Bilder pro Sekunde in 4K begleitet. Gerade die Perspektive aus der ersten Person sorgt für ein Mittendrin-Sein, dass wir schon lang nicht mehr erlebt haben und das Ubisoft-Welten auf ein neues Level hebt. Auch die Tag- und Nachtzyklen sind gerade durch die Farbvielwalt der Lebewesen ein wahres visuelles Spektakel, während ihr durch Täler streift, Hügel erklimmt und über Dschungel-Schluchten schaut.

Zu zweit staunen

Ein weiteres Argument, einen Blick auf Avatar Frontiers of Pandora zu werfen ist der Koop-Modus. Ihr habt nämlich die Möglichkeit, die gesamte Story zu zweit zu erleben und euch gemeinsam auf Pandora einzulassen. Das funktioniert mittlerweile erstaunlich geschmeidig und sorgt, gerade in einer Playstation-Party (Team-Sprachchat) für noch mehr geteilte Freude der erlebten Situationen, aber auch etwaiger Entlastung, wenn es gegen die RDA mal besonders hitzig zur Sache geht. Von uns gibt es für dieses Addon in der Spielbarkeit auf jeden Fall ein großes Plus.

Außerirdisch fantastische Klänge

Wenn es um den Soundtrack von Avatar Frontiers of Pandora geht, dann ist es schwierig, das Ganze einzuordnen. Er hat in gewissen Teilen etwas zutiefst Meditatives, erinnert hier und da an Elfengesänge aus Herr der Ringe und ist andauernd mystisch-erbaulich. Epische Sounds mit großem Orchester ist man schon viele Jahre von Ubisoft gewohnt, hier ist aber eine große Portion Verträumtheit und Fantasie dabei. Wenn die Na’vi Chöre in ihrer eigenen Sprache singen, die Fanfaren schrillen oder die Klampfe die Stimmung beruhigt. Doch wer den Kampf zwischen Mensch und Na’vi begleitet, der muss auch Dramatik und Tragödie können. Auch diese Elemente werden teils schauderhaft von Ubisoft mit im Soundtrack verwoben. Energische Trommeln, Trompeten und dissonante Klänge treten dann an die Stelle der harmonischen Xylophone und Klangwerkzeuge. Beispiele wie diese könnten wir noch Duzende anführen. Doch am Ende bleibt eines zu sagen: Ubisoft schafft es, ein echtes Eywa-Gefühl auf Klangebene zu erzeugen und die magische Welt perfekt einzubetten. Denn nicht umsonst nennen die Na’vi Eywa die vernetzte und sich ihrer selbst bewusste Lebenswelt.

FAZIT: Was am Ende bleibt

Avatar Frontiers of Pandora ist ein tolles Spiel, dass seine Stärken der Optimierung für PS5, Xbox Series X und PC vollends ausspielt. Ihr bekommt gestochen Scharfe Texturen und unvergleichlich schöne Landschaften präsentiert, die wir noch nie in unserem Universum gesehen haben. Diese einmalige Immersion wird durch die First-Person-Perspektive und die vielen Interkationen mit Pflanzen und Lebewesen und einem sensationell-emotionalen Soundtrack vertieft. Leider schafft es die Story nicht, eine vergleichbare Tiefe zu erreichen und verbleibt auf einem seichten Niveau. Das liegt vor allem daran, dass viele der Nebenaufgaben – z.B. das RDA Basen einnehmen - eher der Unterhaltung dienen, aber das gewalttätige Kämpfen oder Aufrüsten eben nicht der grundsätzlichen Natur der Na’vi und ihrer Lebensphilosophie entspricht, während die organische Erkundung und Entwicklung von Ahnenfähigkeiten nach dem Verbinden mit besonderen Pflanzen schon viel eher dem nahekommt, was die Bewohner des Mondes Pandora als Eywa verstehen.

PRO:

ein lebendiger und liebevoller Mond Pandora
eine beeindruckende visuelle Präsentation
grandioses Maß an design-technischer Kreativität
ein Soundtrack, der seinesgleichen sucht
Koop-Gameplay, wer die Story zusammen erleben will

CONTRA:

Inventar ist zu klein
Story erreicht kein „Eywa-Gefühl“
Kämpfe gegen die RDA teilweise als Beiwerk

Story 7
Grafik 10
Soundtrack 10
Technik 9
Spielmechaniken 8.5
Immersion 8.5
Upgrades und Inventar 7
Multiplayer 8

GESAMT 8.5/10


Danke an Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „ Maik“

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Letzte Aktualisierung: 04.01.2024, 10:18 Uhr