Immortals of Aveum (Playstation 5)

Immortals of Aveum (Playstation 5)

2018 wurde ein Entwicklerstudio gegründet, in welchem sich etliche Talente der beliebten Telltale Spiele versammelten, nachdem ihr bisheriges Studio aufgelöst wurde. Andere Größen wie Bret Robbins, ehemaliger Creative Director bei Sledgehammer Games (Call of Duty) und EA und Lead Writer Michael Kirkbride (Elder Scrolls) taten selbiges. Nun schauen wir fünf Jahre später auf ein ambitioniertes Projekt, welches als Fantasy-Shooter die Welt von Aveum für Spieler öffnet. Wie sich unsere Reise angefühlt hat, erfahrt ihr in dieser Offtopic-PS5-Review.

Die Zauberer von Aveum

Euer Spiel beginnt mit einem kurzen Prolog, indem ihr als Straßendieb Jak neben eurer Freundin Luna auf dem Markt einen Geldbeutel stibitzt, um über die Runden zu kommen. Ihr besitzt zwar beide magische Fähigkeiten, so wie es jeder in Aveum tut, jedoch dienen diese eher für kleinere Nebenbeschäftigungen. Ihr kehrt in euren Verschlag zu den übrigen Straßenkindern zurück, ehe ein Unheil vom Zaun bricht. Unvermittelt werdet ihr damit konfrontiert, dass das Reich Lucium gegen das Regime Rasharn unter der tyrannischen Herrschaft des Antagonisten Sandrakk kämpft. Es kommt zu einem schicksalhaften Ereignis, infolge dessen ihr eure magischen Fähigkeiten entfacht und euch für den Eintritt in das Reich Lucium entscheidet. Schnell wird euch klar, dass ihr einer der besonderen Magni seid, denn ihr vermögt es, alle drei Magiearten zu beherrschen. Sogleich geht es mit der Generälen der Widerstandsgruppe in die Lehre, sodass euch das Spiel ohne Umschweife in die hohe Kunst der Fantasy-Feuerwaffen einführt ehe ihr euch in achtzehn Kapiteln dem Kampf gegen das Böse stellt.

Magietypen und Zauber

Gerade noch im Prolog, schon werdet ihr vollgepackt mit allerlei Gameplay-Mechaniken, die nicht erst im Spielverlauf erlernt und perfektioniert werden müssen, sondern erfrischender Weise von vorn herein zur Verfügung stehen. Ihr startet mit der Blauen (Kraft-) Magie, die sich auf Distanzschüsse spezialisiert und einem Gewehr ohne Zoom-Vorrichtung ähnelt. Sogleich geht es zur Roten (Chaos-) Magie über, die in Nahkampfgefechten besonders wirkungsvoll ist und schrotflintenartig eure Gegner in glutroten Staub pulverisieren kann. Dritte Magie im Bunde ist die Grüne (Lebens-) Magie, die als Schnellfeuerkraft wie die einer Maschinenpistole- bzw. eines Sturmgewehrs funktioniert.

Obwohl wir das bereits für ein ziemlich brachiales Repertoire halten, werdet ihr direkt mit den vielfältig sammelbaren Zaubern der Welt von Aveum betraut. Jak kann aus insgesamt 25 Zaubern verschiedene Effekte wirken lassen. Schockwellen, Betäubungen, Stacheln, Schwebeeffekte und viele mehr sind darunter. Es gibt, Angriffs-, Raserei-, Verwandlungs-, Herrschafts- und Kontrollzauber, die unterschiedlich automatisch und schnell wiederaufladen bzw. durch gesonderte Mana-Kristalle nutzbar werden. Auch gibt es ein Schild, dass ihr als taktisches Element in den Kämpfen verwenden könnt. Es sorgt dafür, dass der ein oder andere Treffer absorbiert wird, ihr aber dennoch nicht in eurer Agilität mit großen Einbußen zu rechnen habt.

Zusätzlich könnt ihr euch in einzelnen der drei Magietypen spezialisieren oder aber euch generalistisch und breit weiterentwickeln. Durch das Besiegen von Gegnern und einsammeln von XP-Päckchen könnt ihr nämlich an Aufstiegspunkte kommen, die sich wiederum im Fähigkeitenbaum in einzelne Talente investieren lassen. Insgesamt gibt es über 60 Stück, die sich positiv auf eure Feuerkraft und andere Effekte auswirken.

Aktivitäten von Aveum

Neben den diversen Arealen und Leveln, die in der Regel recht linear gestaltet wurden, dürft ihr euch auch an so manch einem Rätsel versuchen. So mussten in einer Passage ein bewegliches Tor verlangsamen, um unseren Weg fortsetzen zu können, während an anderer Stelle Magiekristalle verschiedener Art aktiviert werden wollten, ehe sich ein Fluchtweg eröffnete. Darüber hinaus könnt ihr euch an Herausforderungsportalen – den Nebeltoren – versuchen. Sie variieren in Schwierigkeit, Gegnerzahl und Belohnung. Letztere fällt häufig etwas mager aus, das Gameplay ist aber in der Regel spaßig und belohnend genug, um sich in den Strudel des stundenlangen Aveum-Gameplays ziehen zu lassen. Lauft ihr ein wenig abseits ausgetretener Pfade, dürft ihr euch über Truhen oder den ein oder anderen neuen Zauber oder Ausrüstung wie Ringe und Armschienen freuen. Jene sind ebenfalls entwickelbar.

Art- und Sounddesign

So wie es für das Verinnerlichen der Kernspielmechaniken eurer Magietypen nur wenige Momente braucht (und noch weniger, wenn ihr Shooter-Erfahrung mitbringt), so verliert ihr euch sofort in das Design des Spiels. Die Interfaces sind höchst kreativ gestaltet. Texte lösen sich in Staub auf, wenn sie eingeblendet oder ausgesprochen wurden, die Welt sieht kurios und zauberhaft aus. Die Assets sind hochwertig und die Texturen in der Regel knackig scharf, was auch an der hohen technischen Qualität des Spiels liegt. Ihr werdet durch die First Person Perspektive hervorragend in das Spielgeschehen eingebettet und dürft euch zumeist über eine wirklich gelungene Synchronisation der Charaktere und eine begleitende Soundkulisse freuen. Das Matching zum Thema des Spiels ist geglückt und die Geschwindigkeit des Spielflusses wird sehr gut berücksichtigt. Gelegentlich habt ihr Zeit zum Träumen und Erkunden, jedoch immer erst, wenn ihr euch den Schergen des Regime Rasharns gestellt habt. Auch die Zwischensequenzen, die optisch nahtlos in die nächste Spieleinheit übergehen, sind ansprechend und vertiefen das Bild, das von Aveum gezeichnet werden soll.

Technisch überzeugend

Wenn ein Spiel visuell überzeugt, hängt dies meist nicht nur an einem guten Polishing in der finalen Entwicklungsphase eines Spiels, sondern auch an dem soliden technischen Unterbau. Immortals of Aveum hat sich in unserem Test äußerst flüssig mit nahezu stabilen 60 Bildern pro Sekunde präsentiert. Dabei war es unerheblich, ob uns die Partikeleffekte nur so um die Ohren geflogen sind oder wir uns im Schutze tropischer Riesenpflanzen eine Auszeit in der malerischen Fantasy-Kulisse gegönnt haben. Kleinere Makel waren natürlich auch mal zu erleben, nicht immer bewegten sich NPCs flüssig, sondern auch mal hölzern. Die Stabilität in der Performance funktioniert wohl aber auch zu Ungunsten des Detailreichtums. Wer sich ein bisschen umschaut, wird häufig recht wenig NPC-Treiben erleben oder dynamische Objekte in den Szenerien erspähen. Das Eigenleben der Stadt ist überschaubar und so leidet die Immersion, tatsächlich als Zauberer inmitten eines unerbittlichen Kampfes zweier Mächte zu stehen.

Spielmotivation

Wollt ihr alle Talente in eurem Skilltree freischalten und euch auch am ein oder anderen Reskilling versuchen, alle Nebeltore meistern und die Sammelitems einsacken, könnt ihr euch sicherlich zwischen 30 und 40 Stunden in Aveum aufhalten. In jedem Fall sorgt der Fantasy-Shooter mit seichten Adventure-Einlagen für eine angenehme Abwechslung im sonst so verschlissenen Shooter-Genre. Wer also den Fokus auf die erwähnten Stärken von Immortals of Aveum legt und sich Genre-gemäß nicht wegen einer mäßig-tiefen Story verrückt macht, kann hier großartigen Spaß haben. Wir hoffen auf jeden Fall, dass Ascendant Studios mit diesem Titel einen Grundstein für ein neues, kreatives Franchise legen konnten, was vom Großteil der Spielerschaft wohlwollend angenommen wird.

FAZIT

Immortals of Aveum ist ein zauberhaft erfrischender Fantasy-Shooter. Es erfindet keines der tangierten Genres neu, verbindet aber Fantasy-Erzählung, Action-Sequenzen, Rätsel-Passagen und brachiale Shooter-Aktion mit einem angemessenen Fundus auf eingängige Weise. In einem beachtlichen Spielumfang dürft ihr euch durch weitgehend lineare Bereiche spielen, die die in Kapiteln angeordnete Geschichte sukzessive ausbauen. Ein moderat-komplexer Erfahrungsbaum, eine passende Vielfalt an Zaubern und eine durchweg überzeugende audio-visuelle und technische Präsentation sorgen in Summe für ein rundes Bild des Debüt-Titels der Ascendant Studios. Wir bleiben gespannt, ob dies der Grundstein eines vielversprechenden neuen Franchises ist.

PRO
erfrischender Fantasy-Action-Shooter
angenehmes Balancing
rundum ansprechendes Design
hervorragendes Gameplay-Gefühl

CON
Moderate NPC-Lebendigkeit
solide Story

Grafik 9
Sound 8.5
Gameplay 9
Story 6.5
Technik 8.5
Innovation 8

Gesamt 8.5

Danke an Electronic Arts für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „Maik“

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Letzte Aktualisierung: 08.09.2023, 15:19 Uhr