Assassins Creed Mirage (Playstation 5)

Assassins Creed Mirage (Playstation 5)

Letztes Jahr stand der Große 15-jährige Geburtstag des vielseitigen Assassin’s Creed Franchises an. Wenig überraschend wurde ein neuer Titel angekündigt, der sich nicht weniger auf die Fahne schreibt, zurück zu den Wurzeln von Assassin’s Creed zu kehren und dabei Stealth-Gameplay mit viel Action und einer spannenden Story anzureichern, die uns Geschichte einer neuen Epoche näherbringt. Warum uns Assassin’s Creed Mirage verblüfft hat, erfahrt ihr in diesem Offtopic Testbericht zur Playstation 5 Version.

Vom Straßendieb zum Verborgenen

In Assassin’s Creed Mirage schlüpft ihr in die Loafer von Basim Ibn Is‘Haq, der im Bagdad des 9. Jahrhunderts lebt und sich mit seiner Familie aus Freunden als Straßendieb durchschlägt. Allen voran seine Freundin Nihal. Tatsächlich konnten wir, insbesondere im Prolog, nicht das „Aladdin-Gefühl“ abstellen. Nicht als despektierlicher Vergleich, sondern im Sinne der nostalgische Erinnerung an einen warmherzigen, aber naiven jungen Mann, der seinen Weg sucht und findet.

Ähnlich ergeht es Basim. Er hat von den „Verborgenen“ gehört, die rumreiche Taten für die Menschen vollbringen, aber stets im Verborgenen agieren und ihre Bruderschaft schützen. Ein solcher möchte auch Basim werden. Über einen Kontakt bekommt er Zugang zu Roshan, der Meisterin der Verborgenen. In einem ersten Auftrag soll er sich beweisen und ein mysteriöses Artefakt beschaffen. Was dann passiert, verändert jedoch einiges. Er tritt seine Ausbildung in Alamut an und tritt in den Kreis der „Hidden Ones“ ein. Doch damit beginnt Basims und auch euer Abenteuer erst!

Die Mitglieder der Ältesten

Die belebte Stadt Bagdad ist Schauplatz des Spiels währen des goldenen Zeitalters der Abbasiden. Es ist Handelszentrum der Seidenstraße, Wirkungsort für Gelehrte und Wissenschaftler, aufregende Stätte für Reisende und damit auch attraktiver Wirkungsort eines geheimen Ordens, der sich auf Kosten der Gesellschaft bereichert und mysteriöse Pläne verfolgt. Jene gilt es für Basim in Erfahrung zu bringen, weshalb ihr euch in einer im Wesentlichen linearen Story aufmacht, die Ordensmitglieder ausfindig zu machen und ihnen in nostalgischer AC-Manier das Leben auszuhauchen.

Um dies zu leisten, müsst ihr Orte auskundschaften, Zielpersonen verfolgen und belauschen, Informanten befragen, Teilziele ausschalten und den ein oder anderen Gefallen einfordern oder erfüllen, um weiter zu kommen. Auf diese Weise werdet ihr euch vom anfänglichen Lehrling zum Novizen bis zum Meisterassassinen vorarbeiten. Ohne ins Detail gehen zu wollen oder Spoiler zu liefern: ihr werdet euch in der Story über ein sehr vielseitiges Missions-Design mit unterschiedlich komplexen Teilzielstrukturen freuen dürfen. Die Wege, die ihr zu euren Zielen geht, können auf vielfältige Weise bestritten werden, am Ende wird aber Stealth den Hauptpart einnehmen. Sich über die Dächer zu schleichen, ein Luftattentat auszuführen, aus einem Heuhaufen heraus zu eliminieren, sich in Menschenmengen zu verstecken oder zwischendrin einen Taschendiebstahl zu begehen, macht einfach großen Spaß. Doch es gibt noch so viel mehr zu tun und zu entdecken.

Das Treiben in Bagdad

Auch wenn ihr euch in eine vermeintlich linear aufgebaute Geschichte stürzt, die von diversen, toll animierten & intonierten Zwischensequenzen begleitet wird, werdet ihr andauernd Zwischenstopps einlegen, ob ihr wollt oder nicht.

Da wäre zum einen der Aspekt der Erkundung, wie es klassisch für die Assassin’s Creed Serie seit Teil 1 ist: Ihr könnt Aussichtstürme erklimmen und euren Adler losschicken. In einer epischen Umkreisung habt ihr einen fantastischen Panorama Ausblick, der durch Detailreichtum der lebendigen und vegetationsreichen Stand und Landschaft besticht. Darüber hinaus ist ein Kodex zu befüllen, für den ihr an besonderen Sehenswürdigkeiten Einträge sammeln könnt. Egal ob zum Bazaar, der Sternwarte oder dem Winterpalast, ihr werdet etliche Details der Stadt erfahren und in Ruhe nachlesen können, wenn ihr euch die 66 Einträge schnappt.

Einer eurer diebischen Verbündeten der alten Tage bittet euch, wertvolle Artefakte zu beschaffen. Auch hier sind etwas kniffligere Taschendiebstähle eingebaut, die euch über die 6 Regionen der Stadt beschäftigen werden. Bagdad verfügt über die Runde Stadt – das Zentrum der Macht und Reichen, Harbiyah – der schmutzige industrielle Teil, Karkh – der Handelsbezirk , Abbasiyah – der ruhig-friedvolle Bezirk der Intellekturellen, die Wildnis mit viel Wüste, Palmen, Oasen und Wildtieren und Alamut, welches die Festung der Verborgenen beherbergt.

Viel zu entdecken, viel zu tun

Über die Zeit werden eure Bezirke mit diversen Nebenaktivitäten angereichert. Ihr könnt kleine Geschichten Bagdads erleben und eure Hilfe anbieten, besondere Rätsel lösen und wichtige Bücher finden oder mächtige Ausrüstungstruhen, die euch neue Schwerter, Dolche, Monturen oder ihre Verbesserungspläne bescheren mögen.

Für eine Prise Mystik sorgen die rätselhaften Scherben, von denen insgesamt 10 ein besonderes Geheimnis in einer Unterwasserhöhle freigeben. Für diese Kostbarkeiten müsst ihr im übrigen Ordens-Führsprecher ausschalten. Ganz ohne Kämpfe und Konfrontation geht es also nicht. Was zur Erläuterung der Bekanntheits-Anzeige führt. Sorgt ihr für illegale Handlungen wie Tötungen, Diebstähle oder andere Verstöße, werden die Wachen des Kalifats auf euch Aufmerksam. In Stufe eins ist das noch moderat. Ab Stufe zwei kommen Bogenschützen dazu und ihr werdet schneller erkannt, von Wachen und hilfesuchenden Passanten. Auch der Händler möchte plötzlich nicht mehr mit euch ins Geschäft. Bei Stufe drei wird es dann sehr wild und der Elite Krieger „Shakiriyya“ wird hinzugezogen, um euch zu beseitigen.

Da ihr nur sehr beschwerlich und mit ständigen Fluchtpassagen voran kommt, wenn ihr eine hohe Bekanntheit beibehaltet, solltet ihr schnell Abhilfe schaffen. Dies könnt ihr, indem ihr die Fahndungsplakate, die ab Stufe 1 in der Stadt auftauchen, abreißt. Ihr könnt auch Musiker, Söldner und andere Gruppen anheuern, um euch reinzuwaschen bzw. unterzutauchen.

Herausforderungen & Schwierigkeitsgrad

Seid ihr nicht geschickt genug, euren Bekanntheitsgrad schnell zu senken oder gar nicht erst sonderlich steigen zu lassen, habt ihr mit Fluchtmanövern zu tun. Wir haben das Spiel weite Teile auf der mittleren Schwierigkeit „Normal“ gespielt und kamen trotzdem immer wieder ins Schwitzen, da es vor Wachen nur so wimmelt. Leider funktioniert die Steuerung des wiederbelebten Parcours nur mäßig. Wir sind im Test regelmäßig an Ecken hängen geblieben und konnten leider nicht, wie erwartet, an jeder Stelle klettern. Tatsächlich seid ihr auf Vorsprünge, Einkerbungen, Bauelemente etc. angewiesen. Dies sorgt dafür, dass eure Flucht immer wieder ins Stocken gerät. Die generelle Laufgeschwindigkeit von Basim ist an dieser Stelle nicht hilfreich, auch wenn ihr durch permanentes Drücken von L3 & gleichzeitigem X möglichst intuitiv rennen und klettern können sollt.

In der Realität haben sich bei uns schnell Frustration, Hand- und Daumenkrämpfe und Gedanken der Tastenumbelegung breitgemacht, da sich diese Steuerung einfach nicht erwünscht gut anfühlt. Darüber hinaus hat Basim eine Ausdauerleiste, die recht zügig zur Neige geht. Wenn ihr also zu viel Rennen wollt, geht das nicht. Auch das ständige Parieren von gegnerischen Angriffen muss gelegentlich unterbrochen werden, was die Immersion des überlegenen Assassinen stört, zumindest aber die Darstellung der Verletzlichkeit und den Status des „lernenden Assassinen“ fördert. Dies sind wichtige Maßnahmen ein anspruchsvolleres Spielerlebnis zu kreieren, da frühere Assassin’s Creed Teile auch schon mal als zu leicht empfunden werden konnten. Die richtige Balance ist unserer Einschätzung nach aber noch nicht voll gefunden.

Mit der Zeit gewinnt ihr an Möglichkeiten, die die Balance zu euren Gunsten verbessert. Ihr verfügt nämlich nach und nach über Hilfsmittel wie Rauchbomben, Wurfmesser, Knallkörper, Blaspfeile und Fallen, wodurch ihr auch kurzfristig in Stealth-Einsätzen oder im Kampf-Tumult handlungsfähiger seid. Strategisch wird dies zudem angereichert, indem ihr die Hilfsmittel, ebenso eure Waffen und Monturen, aufwerten könnt. Durch Ressourcen wie Werkzeugteile, Leder, Metall und anderes lassen sich besondere Effekte nutzen, die euer Vorgehen deutlich variieren. Ihr könnt beispielsweise die Wurfmesser-Anzahl erhöhen, sie verstärken oder mit Gift tränken. Rauchbomben können in ihrer Wirkung, der Wurfweite oder der allgemeinen Reichweite optimiert werden. Bei den Waffen und Monturen könnt ihr Perks nutzen, die z.B. stärkeren Schaden nach dem Parieren oder weniger Lärm nach Attentaten ermöglichen. Insgesamt lassen sich Ausrüstungsteile jeweils 2x verbessern.

Wie intelligent diese Hilfsmittel bei Rätseln eingesetzt werden können, konnten wir auch nach einigem Kopfzerbrechen feststellen. An diversen Stellen des Spiels könnt ihr zu Ausrüstungstruhen nur vordringen, wenn ihr euch an verriegelten Türen vorbeibahnt. Das ist durch Schlüssel möglich, die teilweise bei patrouillierenden Wachen oder in Verstecken gefunden werden können. Manchmal hilft aber auch kein Schlüssel weiter, sodass Wände gesprengt, eingestoßen, Regale verrückt oder über Fenster die Türsicherungen per Wurfmesser zerstört werden müssen. An dieser Stelle mussten wir immer mal wieder unseren Grips anstrengen, um zur Lösung zu kommen. Das sind Rätsel, die ihren Namen verdienen. Chapeau Ubisoft!

Wollt ihr Gegenstände, Zielpersonen oder Schätze ausfindig machen, könnt ihr euren treuen Adler Enkidu losschicken und Gebiete überfliegen lassen, sofern er nicht von Bogenschützen vom Himmel geholt wird. Darüber hinaus habt ihr das Adlerauge wieder mit von der Partie. Ihr könnt also Objekte, gerade über mehrere Etagen im dreidimensionalen Raum deutlich leichter finden. In einer unserer Missionen hat uns dies leider aber auch nicht weitergebracht, als ein essenzieller NPC für den Storyfortschritt in einer Bibliothek aufgesucht werden sollte, aber schlichtweg nicht auffindbar war. Der Zielmarker sprang fröhlich hin und her, das Erkundungsgebiet blieb aber bis zum letztendlichen Spielneustart leer. Fehler dieser Art konnten wir sonst nicht finden.

Technik, Performance & Sound

Von Anhang an dürft ihr euch zwischen einem Grafik und Performance-Modus entscheiden, der euch das Spielerlebnis nach euren Wünschen optimiert und euch wunderschöne Effekte wie feinstäubiges Gewürzpulver oder Rauchschwaden, knackiger Finisher-Moves und geniale Weitsichten ermöglichen wird. Darüber hinaus gibt es diverse Barrierefreiheiten, etwa Zielhilfen, bei Farbenblindheit oder andere Bedienhilfen.

Das gesamte Spiel hinweg haben wir Assassin’s Creed Mirage als sehr flüssige und anspruchsvolle Erfahrung erlebt. Es gab keine technischen Probleme wie Freezes, Bugs, Lags, Artefakte oder ähnliches. Lediglich wenige „Kopf-in-der-Mauer-Ereignisse“ fielen uns auf. Aber auch die gehören mittlerweile schon dazu und sind bei horizontal vielseitigem Gameplay wohl nur bedingt vermeidbar.

Soundtechnisch begeisterte uns Assassin’s Creed Mirage von der ersten Minute. Wer das Franchise kennt weißt, dass hier immer mit großen Orchestern und fantastischer Musik aufgetrumpft wird. So macht auch Mirage im Jahre 2023 keine Ausnahme. Ihr bekommt vielfältige Tracks, etliche Soundeffekte, Spannungsmomente und auch seichte Töne zu hören. Dabei wird auf die Kultur eingegangen, arabische Klänge und Musik sind zu hören und ein akustisch authentisches Erlebnis wird erzeugt. Die deutschen Synchronstimmen der Charaktere sind wie gewohnt mit sehr hoher Qualität verfügbar und treffen sogar die Charakteristik der englischen Originalvertonung.

Eine würdige Hommage an 2007!

Insgesamt werdet ihr mit der Hauptgeschichte, sofern ihr euch denn ausschließlich darauf konzentrieren wollt, in 20-25h durch sein. In unserem Test haben wir aber bei der 20 Stundenmarke gerade einmal 50% Spielfortschritt erreicht, weil wir uns immer wieder hinreißen ließen zu erkunden, den Photomodus mit all seinen Filtern (AC1 – blau!) zu nutzen, hier etwas zu stehlen, da einen Gefallen zu erledigen und dann noch einen Scherbe oder eine Truhe mitzunehmen. Ihr bekommt also so viel hochqualitative und abwechslungsreiche Zerstreuung geboten, dass sich euer Spielerlebnis nie langweilig anfühlen wird. Gleichzeitig hat Ubisoft in sinnvollem Maße an der Umfang- und Komplexitätsschraube gedreht.

Die Marke Assassin’s Creed hat so viel Erfahrung im Köcher, dass sich Assassin’s Creed Mirage mit Nichten simpel oder kurz anfühlt. Tatsächlich könnt ihr aber bewusst wählen, ob ihr euch auf eine kompakte Geschichte mit einigen Wendungen, oder ein „Alles-auf-Einmal-Erlebnis“ einlassen wollt. Ihr werdet also mit einem deutlich höheren Anspruch der Entwickler auf eine Nostalgiereise zu den Anfängen Assassin’s Creeds geschickt, ohne übermäßig aufgeblähte Inhalte befürchten zu müssen, auch wenn einige die vielen Sammelitems (Taschendiebstähle, rätselhafte Scherben, Kodex-Einträge, Truhen, Bücher) als solches bezeichnen werden. Für uns hat sich das „Nebenbei-Erledigen“ aber als sehr intuitiv, situativ und deshalb abwechslungsreich angefühlt.

FAZIT

Assassin’s Creed Mirage ist Nostalgie pur – mit Raffinesse in frischem Setting! Dabei werdet ihr Basim nach Bagdad und auf seiner Reise zum Meisterassassinen begleiten, während er einen mysteriösen Orden ausfindig machen und vielseitige Nebenaufgabe erledigen muss. Ihr dürft euch über ein stimmiges, Stealth-lastiges Gameplay freuen, das lediglich bei der Bewegungsmechanik kleine Abzüge erhält. Ubisoft schafft es, euch auf die Pfade der ersten Assassin’s Creed Teile zu bringen, wobei Gelerntes der letzten 15 Jahre in hoher Qualität einfließt. Beeindruckende Panoramen, hitzige Action-Sequenzen, tolle Story-Twists und intelligente Rätsel machen Assassin’s Creed Mirage zu einem würdigen und erfrischenden Eintrag ins Franchise! Spannende historische Bezüge und fantastische Soundtracks natürlich inklusive!


PRO
wunderschön-sehenswertes Bagdad
fantastischer Soundtrack
abwechslungsreiche Quests
nostalgisch-innovatives Gameplay
qualitative Franchise-Einflüsse

CON
Bewegungs-Mechanik suboptimal
Schwierigkeitsbalance

Grafik 9.5
Sound 10
Story 8.5
Abwechslung 9
Gameplay 8.5
Spielspaß 9.5
Technik 8.5
Gesamt 9 /10

Danke an Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „ Maik“

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Letzte Aktualisierung: 04.10.2023, 15:08 Uhr